Geschichte


Historie der Theatergruppe Eugendorf

Ein exakter Termin, wann in Eugendorf zum ersten Mal Theater im Sinne eines Bauern- und Volkstheaters gespielt wurde, lässt sich nicht genau feststellen. Das Eugendorfer Heimatbuch berichtet von Aufführungen, die Kinder von „Sommerfrischlern“ aus Wien, München und Salzburg zum besten gaben, einem Kindertheaters also, das bereits zu Beginn dieses Jahrhunderts Aufführungen veranstaltet hat. Gespielt wurden Märchenstücke wie „Dornröschen“, „Schneewittchen“ aber auch kleine Operetten.
Es ist möglich, daß die Eugendorfer dadurch zum Theaterspielen angeregt worden sind. Gespielt wurde gelegentlich im Saal beim Holznerwirt. Die ersten eigenen Inszenierungen von größeren Theateraufführungen gab es bald nach dem ersten Weltkrieg unter der Leitung von Lehrer Franz Bruckbauer und später durch Hans Matzinger, den langjährigen Kapellmeister der Trachtenmusikkapelle Eugendorf.
Das erste Stück wurde beim Straßer Wirt gespielt, dann übersiedelte die Bühne in den rückwärtigen Saal im Obergeschoß beim Gastagwirt. Diese Zeit war die Blütezeit des Melodrams, schwerer melancholischer Stücke wie „Dorf ohne Glocke“, „Der Müller und sein Kind“, „Der Pfarrer von Kirchfeld“, „Das Leben ein Traum“, „Heimgefunden“, „Ahnenruhe“.
Akteure waren Hans Matzinger und seine Frau, Andreas Greiseder, Weber Rosi, Wagner Maridl, Frau Aichriedler, Frau Oitner, Straßerwirts Maridl, Frau Nußdorfer, Toni Kaiser u. a. Durch die politischen Wirren der dreißiger Jahre kam der Theaterbetrieb zum Erliegen, lediglich das Kindertheater existierte noch, unter der Leitung vom Seiler Maridl.
Nach dem Krieg erlebte das Volkstheater in Eugendorf abermals eine große Blütezeit. Unter der Leitung von Kooperator Simon Dietmann führten Mitglieder der katholischen Jugend ernste und heitere Stücke auf.
Eine neue Bühne wurde beim RIDIA-Verlag in Ried gekauft, gespielt wurde im großen Saal beim Gastagwirt, der bis zum Umbau 1975 Spielstätte der Eugendorfer Theatergruppen war. Die damals angekaufte Bühne mit ihren auf Leinen gemalten Bühnenbildern wurde beim Straßentheater 1987 bei dem Stück „Die Brautschau“ von Ludwig Thoma verwendet – Einige Titel der damals aufgeführten Stücke: „Erlenmüllerin“, „Gemeinderatssitzung“, „Brautwerbung“, „Heiratstermin“, „Dorfhexe“ u. a.
Gespielt haben Medard und Hans Höllbacher vom Lechnerbauern, Martin und Anna Neuhofer vom Gstöttergut, Martin und Johann Fenninger vom Mödlhamerbauern, Matthais und Toni Gstöttner vom Mauerergut, Felix und Georg FIöckner vom Seilerbauern, Johann und Maria Haslauer vom Stefflbauern. Sollten Ihnen einige Namen aus den Theaterzetteln der letzten Jahre bekannt vorkommen, so liegt es daran, dass eben viele Söhne und Töchter dieser Leute in den letzten Jahren bei uns mitgespielt haben.
1953 wurde die Spieltradition der kath. Jugend unter der Leitung des damaligen Volksschuldirektors von Kraiwiesen, Robert Wintersteiger, fortgesetzt. Gespielt wurden abwechselnd heitere und tragische Werke wie „Haß und Liebe“, „Hoamatglöckl“, „Junggesellensteuer,. Spieler waren der Zenzen Martin sen., Florian Gschaider, Poschen Bert, Weber Hans, Garnayr Kathi, Schmied Sefa, Mali und Liesi Pinwinkler.

Sehr beliebt waren in den fünfziger- und sechziger Jahren die sogenannten „Familienabende“ mit einer Mischung aus Blasmusik-, Gesangs- und Theaterdarbietungen, vorrangig Einakter oder Sketche wie „Giftsupp’n“, „Gmoalump“, „Kreizkaspar auf Wallfahrt“. Veranstaltet wurden diese Familienabende von der Trachtenmusikkapelle Eugendorf.
Nachdem Robert Wintersteiger Schulleiter im Dorf wurde, übernahm kurzzeitig Pfarrer Schinwald die Betreuung der Theatergruppe, die nach wie vor unter der Patronanz der Kath. Jugend spielte. Zu dieser neuen Gruppe gehörten: Felix Kühleitner, Johann Strasser, Andrä Wintersteller, Aloisia Sigl, Elisabeth und Anna Somrnerauer, Binder Lieserl, Franz und Rupert Kittl.

Gespielt wurden abwechselnd ernste Volksstücke und Schwänke. Einige Titel: “S’Mirl“, „Bergweihnacht“, „Die zwei Halbschönen“. Gegen Ende dieser Ära wurde die Spielleitung von Felix Kühleitner übernommen. Die nächste Gruppe, wieder aus Leuten der kath. Jugend Eugendorf rekrutiert, setzte die Tradition fort. Von der Spielanlage war der Trend eindeutig zu Komödien und Lustspielen gegeben, die Regiearbeit wurde unter den Spielern aufgeteilt, was wegen der guten Zusammenarbeit innerhalb der Gruppe auch funktionierte.
Stücke aus dieser Zeit: „Ferien am Bauernhof“, „Die Bruchmüllerbuam auf Brautschau“ u. a. Gespielt haben: Manfred Weichenberger, Martin und Maria Somrnerauer, Monika Adlgasser, Sebastian Flöckner, Josef und Anni Kittl, Toni Knoll, Lotte Neuhofer u. a.

Der Umbau des Gastagwirts führte zu einer Zwangspause, aber unmittelbar nach Fertigstellung des neuen Saales wurde von Lotte Neuhofer, der damaligen Leiterin der Landjugend Eugendorf, die Idee geboren, den Spielbetrieb wieder aufzunehmen. Diesmal unter der Federführung der Landjugend Eugendorf. Die Spieler waren fast identisch mit der vorherigen Theatergruppe. Erstes Stück war „Die radikale Kur“, gefolgt vom „Preisgockel“.
Nach dem Ausscheiden von Lotte Neuhofer aus der Landjugendführung kam es zu Meinungsverschiedenheiten mit der Vereinsleitung und in einer stürmischen Sitzung wurde in beiderseitigem Einvernehmen die Gründung einer selbstständigen Theatergruppe beschlossen. Die Leitung der Theatergruppe wurde von Manfred Weichenberger übernommen, der in den nächsten 20 Jahren auch meistens die Regie führte. Hauptschullehrer Peter Leeb wurde mit dem Erstellen des ersten neuen Bühnenbildes beauftragt und im Laufe der Jahre wurden alle Einrichtungen geschaffen, die einen modernen und effektiven Spielbetrieb garantieren.

Seit 1995 spielt unsere Kindergruppe ein Weihnachtstheater beim „Eugendorfer dörflichen Advent“. Wir versuchen jedes Jahr ein Stück zu finden, das sich thematisch und ausstattungsmäßig von den bisherigen unterscheidet. Erwähnenswert ist auch, dass wir immer bemüht sind neue Produktionen auf die Bühne zu bringen. Spieler aus dieser Ära sind Franz Bacher, Toni Weierer jun., Rudi Beisl mit vielen Hauptrollen, Johann Gstöttner, Elfriede Eisl, Georg Flöckner, Monika Karlsreiter, Monika Oberascher, Sandra Schlager, Guido Seidl, Elisabeth Wiedenhofer, Veronika Rettenbacher, Marianne Ziller und Markus Eder. Georg Brandtner, Alfons Gildner und Paul Rettenbacher als Techniker.
Walter Wimmer erstellt die Bühnenbilder. Nicht zuletzt Anita Geiger als Kassier, für die Abendkasse und die Kartenreservierung.

Zum 20. jährigen Jubiläum wurde das Stück.„Alois im Wunderland“ gespielt.
In diesem Jahre hat Manfred Weichenberger sein Amt als Leiter der Theatergruppe Eugendorf zurückgelegt und von der Gemeinde Eugendorf wurde seine Tätigkeit mit der Verleihung der silbernen Ehrennadel gewürdigt. Die Vereinsleitung wurde von Johann Gstöttner übernommen und die erfolgreiche Arbeit nahtlos fortgesetzt.
Premiere feierte die neue Vereinsleitung mit dem Stück „Der ledige Bauplatz“ Es bewährt sich die alte Mannschaft, jedoch zeichnet sich allmählich ein Generationenwechsel ab. Neue Spieler kommen dazu, andere hören auf. Alle jetzt aktiven Spieler und die unterstützende Truppe finden Sie auf der Homepage.

Sollten wir bei unseren Recherchen den einen oder anderen Spieler vergessen haben, so bitten wir um Nachsicht und sind für jede weitere Information dankbar. Ein besonderes Dankeschön allen unseren Freunden, Förderern und Inserenten.

Verfasst von Manfred Weichenberger – unter Verwendung von Auszügen aus dem
„Eugendorfer Heimatbuch“ von Stiftspfarrer Andreas Radauer.

 



Text von Manfred Weichenberger anlässlich des 40-Jahre Jubiläums:

Wie ich zur Eugendorfer Theatergruppe gekommen bin und was daraus geworden ist.

Mein erster Kontakt zum Theater war in den späten 1960 Jahren als die damalige Theatergruppe der Katholischen Jugend Eugendorf mich g’fragt hat ob ich mitspiel‘n möchte. Das Stück hat „Die beiden Halbschönen“ von Franz Rieder g’heiss’n aus dem Rieder Verlag im bayrischen Wemding. Damals wurden nur Stücke aus dem Rieder Verlag gespielt, man hat einfach keine anderen Verlage g‘kennt. Da ich auch damals schon gut genährt g’wesen bin, hab ich den Großvater’n spielen dürfen, mit aufgeklebtem Schnurbart. Bei einer Bühnenrauferei wo ich die beiden Halbschönen zu trennen g’habt hab, bin ich sehr heftig zwischen die beiden geraten und mein Schnurbart ebenfalls. Die haben mir meinen Schnurbart so demoliert und der sich gelöst hat. Verzweifelt hab ich versucht den Bart mit einem Blumenstrauß, den ich in der Hand halten musste irgendwie im Gesicht festzuhalten, bis ich ihn wütend und furchtbar ang’fressen in Richtung Bühnenausgang geschmissen hab. Dö Leut hat’s gfall‘n mir weniger. Soweit meine ersten Gehversuche.

Der damalige Theatersaal war beim Gastagwirt im ersten Stock wenn man hinaufgeht auf der linken Seite, war in erster Linie Hochzeitsaal, Ballsaal, Veranstaltungssaal und einmal im Jahr wurde Theater gespielt. Die alte Wirtin; so wird erzählt; hat schon amoal – wenn die jungen Buam zu hitzig worden sind – selbige über die Stiege obö befördert. Der alte Wirt der eher von schmächtiger Statur war, der hat sich da herausgehalten, is lieber Haselnuss brocken gegangen und hat fantastische Torten gemacht. Er war ein glühender Verehrer des Theaters, an sein „Hähähä“ erinnere ich mich noch heute gern.

Durch den Umbau des alten und den Bau eines neuen Saales wurde das Theaterschaffen je unterbrochen und erst durch die damalige Landjugendchefin Lotte Neuhofer Mitte der 70er Jahre wieder belebt und auch ehemalige Spieler aus der „alten“ Theatergruppe jetzt als „Gastspieler“ fungierten, keine Landjugendmitglieder waren aber die Aufführungen im Wesentlichen getragen haben.

Das Premierenstück war „Die radikale Kur“ eine Art eingebildeter Kranker auf Bauerntheater. Ich durfte die Hauptrolle, den Bauern, spielen und die Lotte durfte in Ihrem Zorn ein Teller auf meinem Kopf zerteppern.

Als eingebildeter Kranker hatte ich den Kopf eingebunden unter dem Verband war ein Metallbügel mit aufgeschweißter Naht, damit das Teller wunschgemäß in tausend Scherben zerbricht und ich stilvoll in Ohnmacht fallen kann. Es gibt ein Foto wo die Scherben wie ein Heiligenschein um mein Haupt kreisen.

Die Aufführungen waren ein voller Erfolg und wir Nichtlandjugendmitglieder durften beim Landjugend- ausflug kostenfrei mitfahren aber wir fühlen uns nicht so gut aufgehoben und so entstand der Wunsch nach einer eigenen Theatergruppe. Zudem war auch die Lotte nicht mehr das Bindeglied, sie ist zwischenzeitlich ins Ausland gegangen. Das Ganze ist dann soweit ausgeufert, dass wir bei einem Premierenessen alles ang‘schafft haben was gut und teuer gewesen ist. Der Hias hatte uns beraten, no na net. Wir haben „Chato Briand“ gegessen, warmen „Cognak“ im Schwenker getrunken und der damalige Landjugendkassier der Josef Reitsamer vom Anzerberigerbauern is mit einem Paarl Würschtl da gesessen und hat zuschauen müssen wie wir seine oder unsere Einspielergebnisse einfach zamg‘fressen hab’n. Mit jeder weiteren Köstlichkeit die aufgetragen worden ist ist auch sein Gesicht länger worden. Also die Zustände waren unbefriedigend bis skandalös.

(Die folgenden Vorgänge sind bisher nur wenigen Personen vertraut oder bisher anvertraut worden.)

Wir überlegten also wie wir die unglückliche Liaison     beenden könnte. Bei einer denkwürdigen Sitzung beim damaligen Landjugendführer Rupert Greisberger; der noch dazu Sohn vom Bürgermeister war; trugen wir unser Anliegen vor. Ich hatte mir nach langem Grübeln folgende Taktik überlegt. Es hat keiner was davon wenn wir im Zorn auseinander gehen. Wir wollten die Landjugendführung überzeugen, dass das Angebot des Vereins so vielfältig ist, dass dieses „Theater“ ja gar nicht dazu passt, und man uns doch ziehen lassen möge. Jedenfalls ging die Taktik auf und man ging ab 1978 getrennte Wege.

Die Spielsaison 1979 sollte die erste als eigenständige Theatergruppe sein. Als sichtbares Zeichen der Selbstständigkeit hat der Gruber Robert einen Kranzladen mit der Aufschrift „Theatergruppe Eugendorf“ geschitzt, der heute noch über der Bühne trohnt. Auch ein neuer Vorhang musste her, aber die Kassen waren leer. Die Weberei „Miesenberger“ in der Ignaz-Harrer-Strasse sollte uns den liefern. Wir wollten uns als das präsentieren was wir waren. Ein kleiner mitteloser Theaterverein der einen Vorhang brauchte. Das ging auch gut bis die „Christine Eisl“ Bauerstochter von Gumisöl sich nicht mehr zurückhalten hat können und heraustönt hat „Geld spielt keine Rolle“. Ich dachte mich trifft der Schlag. Wir hab‘n uns dann trotzdem auf einen moderaten Preis einigen können und der Premiere ist nichts mehr im Wege g’standen.

„Wie der Huber Mart’l den Teufel überlistete“ von Franz Rieder aus dem Rieder Verlag, welch ein Zufall, mit Blitz und Donner, einem Taschenfeitel aus dem (Theater)blut tropft ist, einen Teifö der auf die Bühne springt, (der Schneiderbauern Wastl) das alles hat den neuen Geist gezeigt und den Leuten hat’s gefallen.

Die Theatergruppe Eugendorf war aus der Taufe gehoben. Der Wastl war ein Naturtalent er hat in dem Stück „s’Herz in der Lederhosn“ wo er als selbsternannter Advokat den von Eifersucht geplagten Grossvater‘n beraten hat, einen Stapel Bücher, einen Meter hoch, hereingetragen, auf den Boden geknallt, ohne ihn umzuschmeißen und unsere Souffleuse, die Egger Anita ist in einer Wolke Staub in ihrem Kasten gesessen und hat weder was gesehen noch eine Luft gekriegt. Das führte dazu, dass die Anita sich standhaft weigerte wieder in den Souffleurkasten zu steigen und wir ab da ohne „Einsagerin“ spielten. Wennst dein Text net kannst, brauchst eh net Theaterspieln“.

Nur ein einziges Mal sind dem Wastl sein Bücherturm umgefallen, ausgerechnet als wir das Stück aufgezeichnet haben. Der berühmte Vorführeffekt. Mir haben ja damals schon unsere Aufführungen aufzeichnen kinna., da haben uns viele andere Gruppen beneidet, aber es war a so. Wenn ich von Naturtalenten rede, komm ich an dem Lechner Medard nicht vorbei. Nicht nur ich hab ihn beneidet, der Kerl brauchte nichts zu tun, machte seinen Schabernack und das Publikum lag ihm zu Füssen. Im Stück „Das Dirndl von der Au“, bei dem wir auch gesungen haben, begleitet hat uns die Seppenbauernmusi aus Seekirchen, sollte er als Geist erscheinen, versteht das Codewort „Schmarrn“ falsch und versemmelt die Aktion, Die Leute haben gebrüllt. Im 3. Akt mussten sich die Wokaun Sigrid und die Gstöttner Maria, Schwester vom Losser Hansi, wegen Juckpulverbefall kratzen, mit dem Erfolg, das es das Publikum auch plötzlich juckte, man glaubt es nicht aber das funktioniert.

Wir haben grad in den ersten Jahren ein recht gutes Händchen bei der Stückauswahl gehabt, was dem Bekanntheitsgrad und der Beliebtheit der Theatergruppe sehr förderlich war. Für die Spielsaison 1983 entdeckten wir das Stück „Die g’mischte Sauna“ von Ridi Walfried. Ich hatte im Tirolerischen ein Plakat gesehen. Die Dorfhonor-atioren wollen den Fremdenverkehr ankurbeln und zu dem Zweck unbedingt eine gemischte Sauna besuchen. Eine Fülle von komischen Situationen, klasse Dialoge, alles vom Feinsten.. Bei der Premiere saß ein junger Redakteur vom Studio Salzburg in der ersten Reihe. Roland Adrowitzer mit Namen und er amisierte sich köstlich. Am Montag früh kam sein Bericht im Morgenmagazin, wo er uns über die Massen lobte und die Ausschnitte taten ihr Überiges. Die Folgen waren jenseits unserer Vorstellungskraft. Am Mittwoch war der Saal gerammelt voll, die Leute kamen aus Gmunden, aus dem Innviertel, aus Innergebirg, aus der Stadt, Personen die mit dem Bauerntheater eigentlich gar nichts zu tun hatten. Einer legte seinen Mantel auf den Sitz, der nächste tat ihn weg, wir hatten damals noch keine Platzreservierung. Dann fragten alle nach dem Verantwortlichen, das war dann ich und beschwerten sich über den Verbleib ihrer Kleidungsstücke.. Einer zeigte uns an, weil wir keine Feuerwehr im Saal hatten. Es kamen so viele Leute, dass Stammbesucher keinen Platz mehr hatten und verärgert nach Hause fuhren. Es ging drunter und drüber. Am 2 Samstag waren uber 400 Personen im Saal, die Bänke bis zur Decke gestapelt, alle wollten die gemischte Sauna sehen.

Durch den knapp gesteckten Zeitrahmen beim Gastagwirt konnten wir auch nicht verlängern, trotzdem waren wir in aller Munde. Eine tolle Erfahrung auch für den Losser Hansi und die Eisl Elfriede die damals zum ersten Mal spielten.

Wir lernten auch Theaterstückautoren kennen. Zum Beispiel den Hans Gnant aus dem Salzkammergut. Seitdem weis ich dass das Redhäuser sind und man den Text etwas zusammenstreichen muss. Speziell dann wen die Herren Aktöre auf der Bühne langatmig Sachen erzählen, die vorher eh schon alle gesehen haben.

Den Beisl Rudi köderten wir mit dem Stück „St. Pauli in St. Peter“ 1985 als Fischerknecht Bonifaz.

Auch der Landesverband wurde auf uns aufmerksam, wir spielen ja unter seiner Patronanz und brauchen nicht als Verein gemeldet zu sein. Bei einer Jahreshauptver-sammlung eben dieses Landesverbandes beim Gastagwirt wurde der gesamte Vorstand ausgewechselt. Auch da ging es drunter und drüber. Wir versuchten uns auch weiterzubilden im Bezug auf Inzenierung, Bearbeitung des Stückes und taten Dinge, die wir uns vorher nicht zugemutet hätten. Rollen hineinschrieben zum Beispiel. Aus einem Berliner Polizeikommissar machten wir einen Wiener Kieberer, der Schimpanski hies und der mir lange nachgehängt ist.

Eine unglückliche Tradition war der Brauch bei der letzten Aufführung den Kollegen einen „Tuck“ anzutun. Der Lechner Markus war bekannt dafür. Der Beisl Rudi, der Weierer Toni und meine Wenigkeit sassen in einer Szene bei „s ’Herz am rechten Fleck“ und mussten unseren Pudding auf das höchste loben, der war aber versalzen wie die Sau, das hat richtig keinen Spass gemacht und ich hab das dann auch abgestellt.

Es gäbe noch viel zu erzählen, der Bacher Franz mit dem Beisl Rudi in vielen Rollen unter anderem in den „Beiden Neffen aus der Schweiz“ eine wunderbare Verwechslungs- kömödie.

Auch ausserhalb der üblichen Theaterarbeit haben wir uns engagiert, wie mit dem Kindertheater, Aufführung des Einakter‘s „Die Brautschau“ von Ludwig Thoma beim 1250 Jahr Jubiläum der Gemeinde Eugendorf im Jahr 1987. Da hatten wir auch ein wunderbares Interview mit dem Sepp Forcher. Ein selbst geschriebener Einakter bei einem Kennenlernabend in der Turnhalle Thema Einheimische und Zuagroaste, mit dem Titel „Landleben“  Szenenauschnitt:

Einheimischer: I wa an Zuasogn do

Zuagroastö:   Danke, wir kaufen nichts

Eine Geschichte noch zum Schluss. Bei dem Stück „Liebe gegen Finderlohn“ kommen wir am Freitag hinter die Bühne und es herrscht das Chaos. Schminksachen sind geöffnet verschmiert, Zwei Tropenhüte die für die Inszenierung gebraucht werden sind demoliert und zerfranst. Was ist los? Dann kommt der Fritz und klärt uns auf. Der Gastager Hund und die Töchter des Hauses waren los. Die Dirndl‘n sind über die Schminksachen gekommen, dö haben g‘sund ausgschaut, und der Bonnie hat die Tropenhelme zusammengefressen. Wir haben unsrem Publikum das erklärt und die restlichen Vorstellungen mit Tropenhelmfragmenten gespielt. Als wir die Helme beim Kostümverleih zurückgegeben haben, und unser Missgeschick geklagt haben, da haben die so gelacht, wir mussten auch keine zusätzlich Zahlungen leisten. Dö Helm hat halt der Hund g‘fressen.

Als ich 1999 mit „Alois im Wunderland“ aufgehört habe tat ich das in der Hoffnung dass das zarte Pflänzchen das 1979 gesät worden ist, viele Jahre blüht und gedeiht und das funktioniert gut wie es aussieht, Wen jemand einmal die Theaterluft geschnuppert hat, den lässt dieses Feeling lange nicht mehr los.

 

Aufgeschrieben von Manfred Weichenberger im Juni-Juli 2019 anlässlich des 40-Jahre Jubiläums der Theatergruppe Eugendorf